1981-1989
Schon der Name war ein Hieb: PANKOW: Vordergründig nannte man sich schlicht nach dem Berliner Stadtbezirk. Aber immerhin war "Pankow" in den 50ern Schmähbegriff für das DDR-Regime, und zu allem Überfluß lautmalte der "Punk" auch noch mit. (...) 10 Pankow-Jahre, in denen Herzberg, Ehle & Co. dem DDRock das von oben so geschätzte "Liedhafte" austrieb und ihm mit swingendem Rock'n'Roll ungeschminkten Alltag injizierte. Die rauhen Texte des Herzberg-Bruders "Frauke Klauke" befreiten die Szene von bedeutungstiefen Metaphern, mit denen im besten Fall Zensoren ausgetrickst wurden, die üblicherweise aber fürs poetische Schaumschlagen herhalten mußten. Und als in "Langeweile" das Elend der regierenden alten Männer angesungen wurde, war die Realität endlich 1:1 umgesetzt. Die Musiker PANKOWs gehör(t)en zu den Besten ihres Fachs, und Sänger André Herzberg (...) war ein Pendant zu Ex-DDR-Diseuse Nina Hagen: Genauso begabt, genauso herrlich verrückt und genauso unberechenbar. Den wahnwitzigsten Coup des DDRock leistete sich PANKOW, als es die Bigband der inzwischen auf Gorbi vereidigten "Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte" mit auf Tournee nahm, um mit ihr jene Songs zu intonieren, die Jahre zuvor SED-Funktionäre wutschnaubend torpediert hätten - mit eben diesen Soldaten als Drohpotential an der Seite. So ändern sich Zeiten und Symbole. Immer eckte PANKOW an, den meisten Liedern wurden öffentliche Debatten verordnet, in deren miefig-gönnerhaften Atmosphäre die ausflippenden Fans wieder ideologisch stabilisiert werden sollten. Und tatsächlich fand sich eine real existierende Lehrerin namens Inge Pawelczik, die von PANKOW Satisfaktion einklagte, weil sie sich Anzüglichkeiten der Schülerschaft ausgesetzt sah. PANKOW's diverse "Rockspektakel" (Paule Panke, Hans im Glück), eine Eigenerfindung im Musical - Spektrum, stellten Szenen aus der spießig-brutalen Arbeitswelt auf die Bühne. Gegen die waren offiziell allenfalls ein paar Träume zugelassen. (...)Verantwortlich handelnd und exzellent musizierend, hat PANKOW sich durchaus bewährt - im Sinne einer besseren Gesellschaft, die noch zu gestalten ist. Nicht zuletzt durch Lieder von PANKOW.
Dieser
Text des Berliner Journalisten OLAF LEITNER ist dem Begleitheft
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